Mehmet Harmanci betreibt ein Grillrestaurant im Kölner Eigelsteinviertel

Wirte von Grillrestaurants schützen Nachbarn vor schädlichem Rauch

Stand: 06.01.2023, 10:28 Uhr

In einem bundesweit bisher einmaligen Projekt bauen Wirte von Grillrestaurants im Kölner Eigelsteinviertel jetzt leistungsfähige Filter in ihre Abluftanlagen ein. So wollen sie Anwohner vor schädlichem Rauch schützen.

Von Oliver Köhler

Auf dem Dach des Restaurants von Mehmet Harmanci bohren und schrauben die Monteure seit dem frühen Morgen. Über dem großen Holzkohlegrill, auf dem sonst Fleischspieße oder Lammkottelets schmoren, installieren die Männer eine Luftfilteranlage.

Sie soll den Grill-Rauch ansaugen und schädliche Stoffe festhalten. Mehmet Harmanci war einer der ersten Wirte im Kölner Eigelsteinviertel, die sich für eine Filteranlage interessiert haben. "Wenn ich dafür sorgen kann, dass die Nachbarn bessere Luft atmen können, dann will ich das auch tun", sagt Harmaci dem WDR.

Filteranlagen kosten mehrere zehntausend Euro

Andere Wirte waren dagegen zunächst skeptisch. Die Filteranlagen kosten immerhin mehrere zehntausend Euro. Außerdem müssen sie regelmäßig professionell gewartet werden.

"Viele Anwohner im Viertel beschweren sich regelmäßig über den Grillrauch. Einige sind sogar weggezogen", sagt Burkhard Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. Vor allem abends und an Wochenenden ziehen zeitweise dichte Rauchschwaden durch die Straßen.

Geflügelspieße mit Erdnuss-Sauce, Zubereitung auf dem Grill

Fleischspieße auf dem Grill

Der Kinderarzt Christian Döring stellt fest, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen bei Kindern in dem Kölner Viertel zunehmen. "Im Grillrauch sind viele Stoffe, die extrem schädlich für die Gesundheit sind", sagt der Mediziner dem WDR. "Die schlimmsten Schadstoffe entstehen, wenn Fett auf die glühenden Kohlen tropft und verbrennt."

Vertreter des Bürgervereins berieten mit den Wirten der fünf Grillrestaurants und Vertretern des Kölner Umweltamtes über Lösungen.

Gutachter stellte zu hohe Belastung der Luft fest

Gleichzeitig forderten Politiker der Bezirksvertretung Innenstadt ein Luftgutachten. Das Problem: Für die Schadstoffe von Holzkohlegrills gibt es keine Grenzwerte. Allerdings gibt es Grenzen für die Gerüche, die von Restaurants ausgehen.

Also ließ die Stadt ein Geruchsgutachten anfertigen. Das kam zu dem Ergebnis: Die Grillrestaurants belasten mit ihrem Grillrauch die Luft in dem Viertel stellenweise erheblich. Den Anwohnern sei das nicht zuzumuten.

Die Stadt forderte die Betreiber der Restaurants auf, freiwillig Filteranlagen einzubauen. Allerdings müssten es Filteranlagen sein, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen.

Kölner Eigelstein ist Vorreiter für andere Viertel

Erster Grillluftfilter am Eigelstein

Erster Grillluftfilter am Eigelstein wird installiert

Nach intensiver Beratung beschlossen die Wirte, besonders leistungsfähige Filter installieren zu lassen. "Das ist in Deutschland bisher einmalig", sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Burkhard Wennemar. "In einem kompletten Stadtviertel schützen die Wirte ihre Nachbarn jetzt vor dem schädlichen Rauch. Das Beispiel wird in anderen Städten bestimmt Schule machen".

Es gibt in fast allen größeren Städten Viertel, in denen sich Menschen vom Rauch benachbarter Grillrestaurants gestört fühlen. Sie verfolgen genau, wie das Problem in Köln jetzt gelöst wird.